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Travesta - Forum |
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Von Nicxxxxxxx 197 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Der Wind, der bläst... die Freundin nicht - Herbstgedicht
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18.11.2022 um 17:32 |
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Von Lilxxxxxxxxx 1017 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Träumerei auf einem Havelsee
Ich bin Prokurist einer Wäschefabrik,
Sternberg, Guttmann &. Sohn.
Mein Segelboot heißt ›Heil und Sieg‹,
zwei Stunden lieg ich hier schon
und seh auf die Kiefern und in das Wasser hinein –
auf meinem Boot ganz allein.
Urlaub hatte ich im August,
ich war in Norderney,
mit Lilly … ihre linke Brust
sieht aus wie ein kleines Ei.
Wenn man sie da kneift, dann wird sie gemein –
auf meinem Boot ganz allein.
Graske ist ein gemeiner Hund,
ein falsches Aas – er tut bloß so …
er weiß, der Alte ist nicht ganz gesund;
wenn mans merkt, bleibt er länger im Büro.
Und dem Junior kriecht er jetzt auch hinten rein –
auf meinem Boot ganz allein.
Mutter wird alt. Wie alt … warte mal:
vierundsechzig, nein: achtundsechzig, genau.
Grete soll ganz still sein; sie pöbelt mit ihrem Personal
Ich frage mich: muß eigentlich Verwandtschaft sein?
auf meinem Boot ganz allein.
Ich habe es schließlich zu was gebracht,
ich geh auf den Presseball;
auf Reisen fahr ich Zweiter; die Jacht
hier hieß früher ›Nachtigall‹.
Quatsch. Jetzt heißt sie richtig. Manchmal lade ich Willi und Ottmar ein –
nein, Ottmar nicht, der hat mich bei den jungen Aktien
nicht mitgenommen – schließlich werd ich dem Affen doch
nicht nachlaufen, das hab ich nicht nötig; stehen jetzt 192,
193 … wo ist denn die Zeitung? –
auf meinem Boot ganz allein.
Das ist meine liebste Erholungszeit,
auf meinem Boot ganz allein.
Kein Mensch ist zu sehen weit und breit –
kann man einsamer sein?
Eine Welle gluckst. Ich bin einsam. Zwar
die Inventur beginnt morgen,
wie eine Schlächtersfrau.
und wie die Sirenen mit schwimmendem Haar
ziehn im See meine Sorgen:
Lilly, Mama und die Wäschefabrik,
die Reparatur von ›Heil und Sieg‹,
Graske und Ottmar, der Egoist;
wer im Silbenrätsel ›Fayence-Maler‹ ist –;
der Krach mit dem Chef von der Expedition;
die Weihnachtsgratifikation –
sonst aber schwimme ich hier im märkischen Sonnenschein –
auf meinem Boot ganz allein.
Theobald Tiger
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18.11.2022 um 22:16 |
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Von Lilxxxxxxxxx 1017 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Chanson für eine Frankfurterin
(Für Ida Wüst)
Wenn die alte Herrn noch e mal Triebe ansetze –
des find ich goldisch!
Wenn se dann nix wie Dummheite schwätze –
des find ich goldisch!
Des hab ich von meim alte Herrn:
ich hab halt die Alt-Metalle so gern …
Wenn ich en Bub geworde war, hätt ich auch Metallercher verzollt –
Ja, Jaköbche …
Rede is Nickel, Schweige is Silber, und du bist mei Gold –!
Wenn se newe mir auf dem Diwan sitze –
des find ich goldisch!
wenn se sich ganz wie im Ernst erhitze –
des find ich goldisch!
E Angriffssignal is noch kein Siesch –
ich sag bloß: Manöver is doch kein Kriesch!
Wer will, hat schon fuffzig Prozent. No, un wer zweimal gewollt …
En Floh is kei Roß,
un e Baiss is kei Hauss …
un Rede is Nickel, Schweige is Silber, un du bist mei Gold –!
Wenn se sich de Hut schief auf de Seite klemme –
des find ich goldisch!
Wenn se die Ärmcher wie Siescher in die Seite stemme –
des find ich goldisch!
Am liebste nemm ich se dann auf den Schoß.
Aber mer hat sein Stolz. Es is kurios:
sei Mutter is net aus Frankfort. Er aach net. Und da hab ich net gewollt …
Jetzt waan net, Klaaner –
Berlin ist Nickel, Wiesbaden ist Silber, awwer Frankfort is Gold –!
Theobald Tiger
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19.11.2022 um 0:24 |
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Von Lilxxxxxxxxx 1017 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Oh Frau!
Oh Frau!
Lerne du das Flugzeug steuern,
lerne Vollmatrosen heuern,
lenke nur ein Viergespann
wie ein Mann.
Männer werden immer kleiner,
unerreichbar ist nichts mehr –:
Liebe Frau! Es fliegt dir einer
immer hinterher.
Rechne du Gehaltstabellen,
dirigiere du Kapellen,
weil die Frau ja alles kann
wie ein Mann.
Tu das alles. Doch ein Kleiner
folgt dir über Land und Meer.
Und es fliegt dir immer einer
immer hinterher.
Krieche in die Bergwerksstollen,
flieh die heißen Liebestollen;
du bleibst noch im Himmelsblau
eine Frau.
Noch das stärkste Frauenzimmer
hats in dieser Sache schwer …
Denn es folgt ihr immer, immer,
immer, immer, immer, immer
einer hinterher.
Theobald Tiger
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19.11.2022 um 11:03 |
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Von micxxxxxxxx 150 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss
Ich bin ein harter Mann.
Ich hacke Eis auf, um zu baden.
Ich kann einstecken.
Ich teile aus.
Mit Tränen erreicht ihr nichts.
Salzwasser gehört ins Meer.
Und bei Wimperngeklimber
empfehle ich Klavierspielen.
Das beruhigt.
Aber:
Es ist Februar und ich muss es tun.
Auch wenn ich eure Achtung verliere.
Kommt mir quer
und ihr werdet spüren,
dass sich nichts geändert hat.
Ich bin ein harter Mann,
doch ich muss,
ich muss diese Weidenkätzchen streicheln.
Georgi Kratochwil
(Der dichtende Trucker)
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19.11.2022 um 11:53 |
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