Soeben las ich einen Artikel (erschienen im Geschichtsressort eines Hamburger Nachrichtenmagazins mit roter Umrandung) über die Abschaffung der Anrede "Fräulein" im Amtsdeutsch am 16.02.1972 durch Hans-Dietrich Genscher, damals Bundesinnenminister. Ich empfehle diesen und auch die dazugehörige Fotostrecke sehr allen Interessenten und Interessentinnen bzw. Interessierten dieses Forums!

Schade drum.Ich finde die Anrede nett. Ab 20 ist es ja auch ein Kompliment.

Draußen nur Kännchen meinten oft die Fräuleins im netten Röckchen mit Geldtäschchenschürzchen. Was hatte sich Hans Dieter bloß dabei gedacht ?

Kännchen? Was meinst? "Fräulein" meint IMHO eine junge nette attraktive ungebundene Person weiblichen Geschlechts.; "Frau", da assoziiere ich Dauerwellen, Hosen, Krampfadern, "Tante liebt nicht mehr"... danke Hans Dietrich!

Die Kellnerin in Cafés und Gaststätten wurden doch oft mit Fräulein gerufen und im Außenbereich wurden oft nur Kännchen mit Kaffee serviert, drinnen auch Tässchen. Ich habe das zumindest so in Erinnerung. Sicherlich war nicht jedes Fräulein ein Fräulein, aber sie wurde halt so gerufen.

Die heranwachsenden jungen Damen die beiden Töchter meiner Herrschaften habe ich damals beim erreichen des 12 Lebensjahres diese ebenfalls mit gnädigen Fräulein anzusprechen.

Prinzipiell fand ich diese Anrede mit Fräulein nicht ganz so schlimm. Gab es in meiner Jugend auch noch. Da wir aber in einer von Männern dominierten Welt leben, die einfach alles und jeden für ihre, zum Teil niedrigen Zwecke, missbrauchen, ist es schon in Ordnung wenn es nicht mehr verwendet wird. Ebenso unsäglich fand ich die Anrede "gnädige(r)". Mein Grossmutter, die ihre Jugend als Haushaltshilfe (Sklavin) in Wien verbrachte, musste die feine Hausdame mit "Gnädige" anreden. Unfassbar, aber zum Glück noch vor dem Krieg. Aber wer weiss, eventuell kommt das ja heute auch noch vor. Und nein, ich meine damit nicht Rollenspiele oder BDSM Praktiken.

Für die, die den alten Zeiten hinterher trauen, empfehle ich die Googlesuche: "Bedeutungsveränderung Frau vs. Mann" Historisch ist es belegt, dass in der Bedeutung der Benennung der weiblichen Person im Zeitverlauf, immer eine Verschlechterung stattfand. Meist sogar mehrfach, im Gegensatz zur männlichen Person, die sogar eine Verbesserung erfuhr. Sprache schafft Realitäten, darum ist es auch absolut angebracht, in dieser von männlichen Personen dominierten Welt, zu gendern. Keine Angst, euer Penis wird dadurch nicht kürzer.

Finde den "Genderquatsch" sehr gut. Stört nicht und wer nicht in der Lage ist deswegen einen Text zu verstehen, wird auch sehr wahrscheinlich den Inhalt nicht kapieren.

Nun, was kann man von Borgouis schon anderes erwarten? Das waren bestimmt ja auch Austrofaschisten. Weitaus interessanter am Spiegel Artikel finde ich, dass dort deutsche Geschichte automatisch westdeutsche Geschichte ist. 40 Jahre DDR werden komplett ausgeblendet. Beim Spiegel gilt die Gleichung: Gesamtdeutsche Geschichte = Westdeutsche Geschichte. Damit wird konsequent negiert, dass die DDR in sozialer Hinsicht weitaus fortschrittlicher war als die BRD und in vielem auch gerechter. Die BRD hatte eigentlich nur die besseren Autos. Talk about cultural appropriation... Cultural appropriation is the inappropriate or unacknowledged adoption of an element or elements of one culture or identity by members of another culture or identity.

Da gebe ich Dir Recht, das ist tatsächlich Unfug. Jedoch kommt auch dieser Ausdruck aus einer von Männern dominierten Welt, also der Begriff Hauptmann. Kann man ja einfach auf Hauptfrau ändern, gibt ja auch Obfrau, Landeshauptfrau usw... Edit: es heisst ja auch "Frau" und nicht "Männin"

Die DDR ist ja nun auch nicht wirklich erwähnenswert.

Am allerbizarrsten ist die "Herrin" Übrigens sind Anreden wie "Herr", "Frau", "Fräulein" rein aristrokratischen Ursprunges. Eine Frau ist eigentlich eine aristrokratische Dame, das genuin deutsche Wort für "Frau" ist "Weib". Vgl auch englisch "Woman". Das Grundproblem des Liberalismus ist: Jeglicher wirklicher gesellschaftlicher Fortschritt ohne eine grundlegende Revolution der Eigentumsverhältnisse ist unmöglich. Die frühe bürgerliche Frauenbewegung stand der Arbeiterbewegung übrigens desinteressiert bis feindlich gegenüber. Aus verständlichen Gründen...

Wohl genauso wie das viel zitierte "Gästin", was aber bereits bis Mitte 19. Jahrhundert absolut gang und gäbe war. Für Wortungetüme braucht es kein Gendern, dass schafft die Menschheit auch alleine, nicht war...