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Travesta - Forum |
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Von jenxxxxxxx 140 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Tag 5: Seetag, zurück nach Hamburg
Es soweit: der letzte Seetag, dieser friedliche Hafen mitten auf der See der Abenteuer, an dem man sich entspannt zurücklehnen und dem süßen Nichtstun hingeben kann. Kein Landgang, keine Versuchungen, keine Diamanten, die heimtückisch in den Schaufenstern glitzern. Keine Schokolade, die sirenengleich lockt, noch Pralinen, die ihre cremigen Füllungen verheißungsvoll andeuten. Nur das sanfte Wiegen des Schiffes, die salzige Meeresluft und… ja, ähm, der bayerische Frühschoppen um 11 Uhr.
Nach dem abendlichen gestrigen Glühwein-Fiasko – eine Geschichte, die ich wohl irgendwann einmal meinen Enkeln erzählen werde, wenn sie alt genug für Lebenslektionen sind – begann der heutige Morgen recht zivilisiert. Ein harmloses Frühstück sollte es sein: ein Stück Brot, ein Ei und etwas Quark. Keine Butterorgien, keine Marmeladentürme, keine Croissants, die heimlich flüstern: „Iss mich, du hast gestern schon zugeschlagen, da kommt’s auf heute auch nicht mehr drauf an“.
Es war fast asketisch, könnte man sagen, doch ich wollte vorbereitet sein. Der Frühschoppen lauerte wie ein hungriger Löwe, und ich war die Gazelle, die sich durch ein bisschen Quark unsichtbar zu machen versuchte.
Kurz nach 11 stand ich vorm Restaurant Vier Jahreszeiten. Was sich da vor meinen Augen abspielte, war nichts weniger als ein medizinisches und logistisches Wunder. Die Menschenschlange vor dem Buffet erinnerte an den Black Friday in einem amerikanischen Elektronikgeschäft. Jeder schien sich auf den Sturm vorzubereiten. Aber das eigentlich Faszinierende war die Verwandlung der Gäste.
Die erste Überraschung: heute Morgen, gerade mal 2 Stunden her, sah ich viele Gäste noch müde und angeschlagen beim Frühstück sitzen, die eine Hand auf dem Rollator, die andere auf einer Aspirin-Packung. Doch hier, vor dem Buffet, schienen sämtliche Alters- und Gesundheitsbeschwerden wie weggebl****. Rollatoren wurden zu nützlichen Einkaufswagen umfunktioniert, Krücken wurden nutzlos. Eine Dame, die ich gestern noch über das Deck humpeln sah, sprintete plötzlich los, als hätte sie bei Olympia gemeldet. Es war, als hätte jemand den „Jungbrunnen“ auf dem Schiff entdeckt. Mit dieser Therapie werden Ärzte auf Dauer arbeitslos. Also gilt meine Bitte an Phoenix- weiter so und bitte mehr davon.
Die zweite Überraschung. Das Buffet. Kein entspannter Brunch mit Croissants und Obstsalat, nein! Hier gab es Spanferkel, Schweinsbraten, Weißwurst und – natürlich – Bier. Bier morgens um 11. „Ein Bier für die Dame?“ fragte mich ein überaus gut gelaunter Kellner. Ich wollte noch höflich ablehnen, aber da hatte ich schon das Glas auf dem Tisch stehen. Ja ich geb es zu, es hat schon etwas schönes diese goldige schaumige Flüssigkeit vor sich zu sehen.
Am Ende des Frühschoppens – den ich nur knapp überlebte – saß ich völlig erschöpft in einer Ecke, einen leeren Glas in der Hand, und fragte mich, wie ich hierhergekommen war. Sicherheit vor Schokolade und Diamanten? Pustekuchen. Ich war in die nächste Versuchung gestolpert, und sie trug Lederhosen.
Aber genug davon, schließlich begann der Tag erst richtig am Nachmittag, mit einer Veranstaltung, die harmloser klang, als sie war: das Wissensquiz.
Nun, wie harmlos ist ein Wissensquiz schon? Man sitzt gemütlich da, beantwortet ein paar Fragen, freut sich, wenn man irgendetwas weiß, und lächelt wissend, wenn die Antwort Philosophie des 17. Jahrhunderts lautet, obwohl man nur geraten hat. Aber dieses Quiz… oh nein, dieses Quiz war eine ganz andere Hausnummer.
Es begann ganz harmlos. Die erste Frage lautete: „Welche Farbe hat das Wasser? Gelb, Rot, Blau.“ Ein sanfter Einstieg, fast wie ein warmes Handtuch um die Schultern. Doch das war nur ein trickreicher Köder. Denn dann folgte Frage zwei: Wie lautet der zweite Vorname des ersten Mannes, der je einen weißen Hut bei den Oscars trug? Die Quizleiterin – eine Frau mit einem Gesichtsausdruck, der gleichzeitig charmant und diabolisch war – grinste unschuldig in die Runde.
Man konnte es spüren: Sie genoss es. Hier ging es nicht darum, zu gewinnen. Es ging darum, die Teilnehmer in ihren Stühlen winden zu sehen, während sie ins Leere starrten und versuchten, sich an das unmögliche Wissen aus Paralleluniversen zu erinnern. Der sadistische Humor der Fragestellerin war fast greifbar.
Die letzte Frage des Tages brachte mich endgültig an meine intellektuellen Grenzen: Wie viele Löcher hatte Mozarts Lieblingskäse? Ich schwöre, ich hörte jemanden am Nebentisch aufstöhnen. Einer der Teilnehmer versuchte ernsthaft, diese Frage mathematisch herzuleiten, indem er sich auf die Komposition Eine kleine Nachtmusik bezog. Ein anderer schlug „vierundfünfzig“ vor, aber das war wahrscheinlich mehr ein Gefühl als eine Antwort.
Nach dem Wissensquiz, das sich eher wie ein überlebensnotwendiger Bootcamp-Test für Gehirnzellen anfühlte, war klar: Mein Geist brauchte Sauerstoff. Dringend. Das Adrenalin des Wettbewerbs hatte nachgelassen, und übrig blieb eine Art geistige Erschöpfung, gemischt mit dem absurden Stolz, immerhin die Frage nach der Anzahl der Löcher in Mozarts Lieblingskäse erraten zu haben. (Die richtige Antwort war natürlich: „Unzählbar, da niemals belegt.“)
Also zog es mich nach draußen. Frische Luft, das sanfte Meeresrauschen, die unendliche Weite des Horizonts – all das klang wie die perfekte Medizin für meinen geplagten Kopf. Und was auch hilft – ein kleines Stück Schokolade, (ja ich weiß auch nicht, wieso die auf einmal da rumlag), das ich zu mir nahm, als ich zurück in die Kabine kam.
Der letzte Abend auf dem Schiff – ein Moment voller gemischter Gefühle. Einerseits die Vorfreude darauf, wieder in die Normalität zurückzukehren, andererseits die Wehmut, diesen schwimmenden Mikrokosmos aus Genuss, Gelächter und gelegentlichem Wahnsinn zu verlassen. Doch bevor ich mich dem Kofferpacken widmete, stand das große Finale der Reise an: das letzte 5-Gänge-Menü.
Ich betrat den Speisesaal und spürte die feierliche Stimmung. Es war fast, als ob sich jeder noch einmal richtig Mühe geben wollte: viele Gäste hatten sich schick angezogen, ich trug mein rosafarbenes Cocktaikleid, die Kellner strahlten wie bei einer Oscar-Verleihung (das haben sie aber wirklich jeden Tag). „Das letzte Mal, uff“, dachte ich, während ich die Menükarte studierte, die sich las wie ein Geducht. Es war, als hätte die Küchencrew beschlossen, uns alle ein letztes Mal an die Grenze des Möglichen zu bringen – sowohl geschmacklich als auch in Bezug auf die Dehnbarkeit meiner Kleider und Röcke.
Ich gab mein Bestes, die Gänge zu genießen, aber irgendwo zwischen dem Dessert und der abschließenden Käseplatte schlich sich ein Gedanke in meinen Kopf: Es reicht jetzt. Mein Magen stimmte mir zu, leise, aber nachdrücklich. Es war nicht nur die Völlerei der letzten Tage, die sich bemerkbar machte – es war die Erkenntnis, dass ich bereit war, von diesem kulinarischen Karussell abzusteigen.
Als ich den Koffer endlich zugeklappt hatte – nicht ohne mich einmal kurz daraufzusetzen, um ihn zu schließen, denn offenbar waren meine Souvenirs ein wenig großzügiger ausgefallen, als ich dachte – lehnte ich mich zurück und blickte auf die letzten Stunden meiner Reise. Es war, als würde ich die letzte Seite eines Buches lesen, bei dem man einerseits wissen will, wie es ausgeht, andererseits aber nicht möchte, dass es endet.
Morgen früh würde ich das letzte Frühstück an Bord genießen. Ich sah es schon vor mir: ein harmloses Stück Brot, ein Ei und Quark. Doch wer bin ich, hier die Wahrheit zu verschweigen? Wahrscheinlich würde ich am Buffet wieder von einem Stück Croissant angelacht werden, das mich mit seinem buttrigen Duft verführt, während sich ein Kellner mit einem Tablett frisch gepresster Säfte charmant an mich heranschleicht. „Nur heute noch“, würde ich mir sagen. „Ab morgen beginnt der Weg der Tugend.“ Aber insgeheim wusste ich, dass der Croissant-Fluch mich nicht loslassen würde.
Und dann, zurück in der Heimat, würde ich wieder in meinen Schlabberrock schlüpfen, nur um festzustellen, dass der mich nicht mehr so liebt wie vor der Reise. Es ist, als wolle der Rock mir sagen: „Du hattest Freibier, Glühwein und fünf Gänge – jetzt erlebst du die Konsequenzen.“ Aber wer kann es ihm verübeln? Dieser Rock kennt keine bayerischen Frühschoppen und keine Schokoladensymphonien. Sie kennt nur kalte Büro-Lunches und langweilige Möhrensalate.
Doch das Leben an Land hat auch seine Vorteile. Keine Völlegefühle mehr nach zwei 5 Gänge Menüs pro Tag – keine Quizfragen mehr wie „Welche Farbe hatte das Hemd von Einstein bei seiner dritten Vorlesung?“ Stattdessen gibt es wieder Struktur, Routine und vielleicht sogar ein bisschen Normalität. Ein Gedanke, der tröstet… und auch ein kleines bisschen langweilt.
Aber ach, morgen früh, wenn ich die Gangway hinunterspaziere, werde ich mich noch einmal umdrehen, ein letztes Mal das Schiff betrachten und sagen: „Es war wild, es war köstlich, und, Artania - ich komme wieder. Mit einem Koffer, einem elastischen Cocktailkleid– und diesmal vielleicht mit einem Trainingsplan für die Zeit danach.“
Bis dahin, liebe Artania. Wir sehen uns wieder. Vielleicht. Aber erst, wenn ich das Glühweintrauma verdaut habe.
Und morgen, wenn ich im langweiligen Zug nach Hause sitze, werde ich den letzten kleinen Bericht als Resümee verfassen.
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21.12.2024 um 22:51 |
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Von Heixxx 1159 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Danke für deine Berichte. Du hast eine erfrischend charmante Art über ba***es zu schreiben das man stundenlang lesen könnte.
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22.12.2024 um 2:26 |
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Von Alexxxxxxx 12 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Malso an die ganz schlauen hier, wettervorsage,bericht und wirklichkeit sind total unterschiedliche geschichten. Das die nordsee kein ozean ist, muss man nicht kommentieren. Ich selbst fahre seid jahrzehnten zur see und der wtterbericht war oft untertrieben.
Aber bei sturm läuft auch keiner auf heels durch die gegend.
Aber wie überall sind ja ganz schlaue unterwegs die über jahrelange erfahrung zur see sprechen. Für mich ist es eine nette geschichte und das wetter ist nicht wirklich optimal draussen. Aber es muss ja immer welche geben die klugscheißen und eine schöne storry klein machen.
So nun feuer frei. Gibt ja genug kluge leute die mich jetzt gerne kommentieren!!!
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22.12.2024 um 2:33 |
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Von jenxxxxxxx 140 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Tag 6: Heimfahrt
Es war so weit. Das letzte Frühstück an Bord der Artania, und ich hatte mir geschworen, es ruhig und würdevoll anzugehen. Kein überbordender Buffetrundgang, keine Käseorgien, keine Croissants. Ein Stück Brot, ein Ei und vielleicht etwas Quark – so bescheiden sollte es sein. Doch kaum hatte ich mich gesetzt, stand er da: der Oberkellner. Immer charmant, immer lächelnd, immer so glatt wie ein frisch poliertes Silbertablett.
„Guten Morgen, Madame“, sagte er, und bevor ich etwas entgegnen konnte, zauberte er ein Glas Sekt hervor. Sekt. Morgens. Zum Frühstück. Mein erster Gedanke war: Natürlich, warum nicht? Es ist das letzte Frühstück. Ein feierlicher Abschied. Mein zweiter Gedanke war: Was macht dieser Mann nachts, dass er morgens schon so wach und fröhlich sein kann?
„Zum Abschied“, sagte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Ein kleines Dankeschön von uns.“ Und schon hatte ich das Glas in der Hand, während er sich elegant zurückzog, um den nächsten Gast zu verzaubern.
Da saß ich nun, mit meinem bescheidenen Frühstück und diesem Glas, das so glitzerte, als wolle es mir sagen: Na komm, ein Schluck noch. Du hast die ganze Woche durchgehalten. Das steht dir zu. Und es hatte recht. Ich nahm einen Schluck, und plötzlich schmeckte das Brot nach Nutella, und ich weiß ja nicht warum, aber plötzlich war wieder, wie vom Himmel gefallen, ein kleines süßes Stückchen vor mir auf dem Teller. Das Spiegelei mit Bacon fühlte sich an wie ein kleines Kunstwerk, und der Quark… na gut, der blieb Quark. Und der Sekt, ja der machte alles nur noch besser.
Ich lehnte mich zurück, nippte an meinem Sekt und ließ die letzten Tage Revue passieren. Es war ein wilder Ritt gewesen, voller Genuss, Lachen und gelegentlichem Unverständnis, wie viel Essen ein Mensch eigentlich konsumieren kann. Aber jetzt war es vorbei. Der Sekt war nicht nur ein Getränk – er war ein Symbol. Ein symbolischer Abschluss einer Woche, in der die Realität weit weg gewesen war.
Der Oberkellner kam ein letztes Mal an meinen Tisch, verbeugte sich leicht und fragte: „War alles zu Ihrer Zufriedenheit?“ Ich nickte, konnte mir aber nicht verkneifen zu sagen: „Zu viel Sekt, zu viel Glühwein, zu wenig Sport.“ Er lachte. „Man kann nicht alles haben, Madame.“ Und irgendwie hatte ich in dem Moment den Eindruck, dass sich meine Augen plötzlich feuchter anfühlten als sonst.
Und damit verschwand er, so leise und elegant, wie er gekommen war. Ich nahm den letzten Schluck Sekt, atmete tief durch und machte mich bereit. Die Artania würde mich bald verabschieden, und die Bahn würde mich wieder in die Realität katapultieren. Aber für diesen einen Moment war ich einfach nur dankbar. Dankbar für Sekt zum Frühstück. Dankbar für diesen Abschied. Und ein kleines bisschen froh, dass es vorbei war.
Jetzt sitze ich hier, an einem winzigen Bahntisch, in der DB-Lounge. Eine überaus freundliche Kellnerin hier entschuldigte sich, dass nichts von dem, was ich gerne bestellt hätte, vorrätig ist. Eigentlich wollte ich nur ein kleines Stück Streuselkuchen. Und in dem Moment spürte ich deutlich - meine Rückreise von der Artania – meinem schwimmenden Schlaraffenland der letzten Woche – hat begonnen und der Alltag und die Realität haben mich wieder im Griff. Und während der ICE sich langsam aus Hamburg herauswühlt, frage ich mich, warum niemand jemals eine Kreuzfahrt von Bellheim aus anbietet. Natürlich weiß ich warum. Bellheim, eine kleine Gemeinde hat keinen Hafen. Aber es fühlt sich dennoch wie ein Affront an.
Die Reise ist vorbei, und während der Zug mich in Richtung Karlsruhe bringt, blicke ich ein wenig wehmütig aus dem Fenster, auf die vorbeifliegende Landschaft und lasse die letzten Tage noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Eine Kreuzfahrt ist mehr als nur eine Reise – sie ist ein kleines Universum, in dem Zeit und Alltag einfach auf Pause gedrückt werden. Ein schwimmendes Abenteuer, das einen auffängt und entführt, ohne dass man es wirklich merkt.
Ich denke an die Artania, mein schwimmendes Zuhause, die mich mit offenen Armen empfangen hatte. Jeden Tag eine neue Geschichte, jeder Moment ein kleines Highlight – ob der bayerische Frühschoppen mit seinen Wunderkräften, die glitzernden Buffets mit kulinarischen Verlockungen oder die charmant-sadistischen Quizfragen, die mich gleichzeitig zum Lachen und Verzweifeln brachten.
Und dann diese Menschen: die Fröhlichen, die Schrulligen, die Eleganten und die, die man einfach nie vergessen wird. Wie oft hatte ich an Deck gestanden, das Meer im Blick, und gedacht: Hier bist du einfach richtig. Der Horizont, die salzige Luft, das Gefühl, dass alles möglich ist – selbst ein weiteres Stück Kuchen, obwohl man schon satt ist.
Aber eine Reise ist nicht nur das, was passiert, während man unterwegs ist. Es sind die Geschichten, die man mit nach Hause nimmt. Die Momente, die sich ins Herz schleichen und dort für immer bleiben. Wie der letzte Sekt zum Frühstück – eine Mischung aus Genuss und Abschiedsschmerz. Oder der Blick zurück, als ich die Gangway hinunterging, wissend, dass ich diese Welt nun verlassen würde.
Jetzt, im Zug, mischen sich meine Wehmut und Vorfreude. Wehmut, weil dieses kleine Paradies aus Wasser, Essen und Wahnsinn hinter mir liegt. Aber auch Vorfreude auf zuhause – auf das eigene Bett, die eigene Routine, und ja, vielleicht sogar auf den Kühlschrank, der garantiert keine Schokoladensymphonien bereithält.
Ich lache, während die Landschaft an mir vorbeifliegt und denke: Es war perfekt. Nicht, weil alles perfekt war, sondern weil es so war, wie es sein sollte. Ein bisschen chaotisch, ein bisschen verrückt, und genau richtig, um die Realität für eine Weile auszublenden.
Und eines weiß ich sicher: Dies war nicht das letzte Mal. Die Artania und ich – wir werden uns wiedersehen. Vielleicht mit einem Kleid, das etwas lockerer sitzt, und einem Koffer, der größer ist. Aber mit der gleichen Neugier, dem gleichen Lachen und dem Wissen, dass diese Erinnerungen mich immer begleiten werden.
Für jetzt jedoch: Auf Wiedersehen, liebe Artania. Und hallo, Alltag. Du bist gar nicht so schlecht – zumindest, bis ich das nächste Abenteuer buche.
Und Euch lieben Lesern verspreche ich hiermit: Sollten die Artania und ich uns, wiedersehen – und ich bin sicher, dass wir das werden –, dann werde ich für euch wieder einen Blog schreiben. Ein Reisetagebuch, das nicht nur die schönsten Momente einfängt, sondern auch die charmanten, chaotischen und vollkommen absurden Geschichten, die man einfach teilen muss.
Aber nur, wenn ihr das wirklich lesen wollt. Eins ist sicher: Wenn ich schreibe, dann so, wie ich reise – mit einem Augenzwinkern, einer Prise Humor und einer großen Portion Herz. Bis bald, Artania. Ich freue mich auf unsere nächste Geschichte.
Euch allen eine gute Heimreise, für die neuen eine tolle wunderschöne und unvergessliche Tour, ein frohes Fest und guten Rutsch ins neue Jahr, und das Wichtigste – bleibt alle gesund.
Alles liebe und gute von Jennifer
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22.12.2024 um 11:12 |
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Von Chrxxxxxxxxx 64 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Liebe Jenny,
Ein toller Bericht einer wunderbaren Seereise, der Lust auf eine Kreuzfahrt macht.
Danke für diesen kurzweiligen Bericht
Liebe Grüße
Christa
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23.12.2024 um 7:11 |
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Von jenxxxxxxx 140 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Das Resümee der Reise:
Die vergangene Kreuzfahrt war für mich eine der bewegendsten und bereicherndsten Erfahrungen meines Lebens. Als trans Person habe ich diese Reise nicht nur als Erholung, sondern auch als eine Gelegenheit gesehen, mich selbst in einem neuen Umfeld zu erleben und mit Menschen in Kontakt zu treten, die ich vorher noch nie getroffen hatte. Ich war gespannt darauf, wie ich aufgenommen werden würde, und ich muss sagen, dass ich von Anfang an überwältigt war von der positiven Resonanz, die mir entgegengebracht wurde.
Schon beim Einchecken habe ich gemerkt, wie herzlich und offen die Crew war. Ihre Freundlichkeit und Aufmerksamkeit machten es mir leicht, mich sofort wohlzufühlen. Diese Herzlichkeit setzte sich über die gesamte Reise hinweg fort. Besonders beeindruckend fand ich, wie schnell sich echte Gespräche entwickelten – sei es beim Abendessen, an der Bar oder während eines Landausflugs. Die Crewmitglieder interessierten sich nicht nur für die typischen Small-Talk-Themen, sondern wollten wirklich mehr über mich erfahren, über meinen Lebensweg, meine Perspektiven und meine Gedanken. Dieses ehrliche Interesse hat mich tief berührt.
Auch die Mitreisenden waren unglaublich offen und neugierig. Oft wurde ich regelrecht gesucht, weil viele das Gespräch mit mir als bereichernd empfanden. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Offenheit und Authentizität Türen öffneten. Es war eine Freude, zu sehen, wie viele Menschen sich trauten, Fragen zu stellen oder ihre eigenen Gedanken mit mir zu teilen. Dabei ging es nicht nur um meine persönliche Geschichte, sondern auch um die universellen Themen des Lebens – Träume, Herausforderungen, Mut und die Bedeutung von Selbstakzeptanz.
Es gab viele Momente, die ich nie vergessen werde. Zum Beispiel erinnere ich mich an ein langes Gespräch mit einer Mitreisenden, die mir erzählte, wie sehr sie selbst mit ihrem Selbstbild zu kämpfen hatte. Sie sagte, dass meine Offenheit sie inspiriert habe, mehr zu sich selbst zu stehen. Solche Begegnungen waren für mich unbezahlbar, weil sie mir gezeigt haben, wie wichtig es ist, einfach ich selbst zu sein. Ich hatte das Gefühl, nicht nur zu geben, sondern auch unglaublich viel zurückzubekommen.
Die Atmosphäre auf dem Schiff war geprägt von gegenseitigem Respekt und Interesse. Ich habe so viele wunderbare Gespräche geführt – mal tiefgründig, mal locker und humorvoll. Oft war ich überrascht, wie schnell sich eine Vertrautheit entwickelte, selbst mit Menschen, die ich gerade erst kennengelernt hatte. Diese Verbindungen waren nicht oberflächlich, sondern echt und bedeutsam. Ich habe gelernt, dass Authentizität ein Magnet sein kann, der andere Menschen anzieht und dazu ermutigt, sich ebenfalls zu öffnen.
Ein weiteres Highlight war die Unterstützung und das Interesse der Crew. Einige von ihnen haben mir erzählt, wie selten sie jemanden treffen, der so offen und ehrlich über sich selbst spricht. Ihre Rückmeldungen haben mich bestärkt und mir das Gefühl gegeben, dass ich mit meiner Art etwas bewirken kann. Auch die Gäste waren unglaublich herzlich – viele von ihnen haben mich später wieder angesprochen, um sich für die Gespräche zu bedanken oder mir zu sagen, wie sehr sie die Begegnung mit mir genossen haben.
Die Kreuzfahrt war für mich nicht nur eine Reise zu neuen Orten, sondern auch eine Reise zu neuen Begegnungen und Erfahrungen. Sie hat mir gezeigt, wie viel Akzeptanz und Verständnis es geben kann, wenn man sich selbst treu bleibt und anderen mit Offenheit und Respekt begegnet. Ich bin mit einem Gefühl der Dankbarkeit zurückgekehrt – für die vielen inspirierenden Gespräche, für die neuen Freundschaften und für die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Diese Reise wird mir immer in Erinnerung bleiben, nicht nur als eine Zeit der Erholung, sondern auch als eine Zeit des persönlichen Wachstums und der echten Verbindung zu anderen Menschen.
Und deshalb möchte ich nur jedem von Euch empfehlen:Traut euch das zu sein was ihr seid und lebt es aus. Auch in der Öffentlichkeit. Ja, es gehört Mut dazu, aber die Rückmeldungen an euch werden unbezahlbar sein.
Eure Jenny
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25.12.2024 um 19:27 |
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Von Misxxxxxx 1 Beiträge bisher
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re: Reisebericht Hochseetour von Jenny
Dankeschön für die Berichte, liebe Jenny. Meine To-Do Liste hat eine weitere Zeile bekommen. Welche Schuhe ich mitnehmen werde, weiß ich schon. Auf Korsettchen verzichte ich wohl besser. Koffer ist groß, erfahren und reiselustig.
Einen kleinen Dank an die Kümmelspalter, Erbsenzähler und Randwissenden - und an jene, die diese Turbolenzen im Fahrwasser des Reiseberichts wieder geglättet haben.
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26.12.2024 um 7:47 |
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