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Travesta - Forum |
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Von Tanxxxxxxxxxx 242 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Jetzt hänge ich mich auch mal in diese Diskussion um den Autor mit ein.
Ich habe mal ein bisschen meine Bibliothek durchforstet und in dem Büchlein „Lyrik unterwegs“ der SSB auf der Seite 71 folgendes gefunden:
Dunkel war’s, der Mond schien helle
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Wagen blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Während ein geschossner Hase
Auf der Wiese Schlittschuh lief.
Und auf einer roten Bank,
die blau angestrichen war,
Saß ein blondgelockter Jüngling
Mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm ‚ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst sechzehn Jahr.
Und sie aß ein Butterbrot,
Das mit Schmalz bestrichen war.
Droben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.
Anonym, mündlich überliefert, aus „Dunkel war’s der Mond schien helle“, herausgegeben von Horst Kunze,© 2005Faber & Faber Verlag GmbH, Leipzig.
Es ist also gar nicht sicher, dass das Gedicht tatsächlich von Morgenstern ist.
Ich hoffe, ich konnte etwas zur allgemeinen Verwirrung beitragen.
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29.11.2022 um 20:03 |
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Von Sarxxxx 21 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Fortsetzung des Gedichts Dunkel wars:
Auf einer Bank, die grün angestrichen war
sass ein Blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem haar
Neben sich ne alte Schrulle von kaum 16 Jahr
die frass ne butterstulle die mit schmalz bestrichen war
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29.11.2022 um 20:37 |
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Von Tanxxxxxxxxxx 242 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem w****
Betiteln mich "Euer Gnaden".
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.
Joachim Ringelnatz
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30.11.2022 um 9:35 |
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Von Tanxxxxxxxxxx 242 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Futuristischer Schleifenshüttelreim
Der Nitter splackt,
Das Splatter nickt,
wenn splitternackt
Die Natter splickt.
Erich Mühsam
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30.11.2022 um 9:41 |
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Von Tanxxxxxxxxxx 242 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Neues vom Tage
Da hilft kein Zorn. Da hilft kein Spott.
Da hilft kein Weinen, hilft kein Beten.
Die Nachricht stimmt! Der Liebe Gott
ist aus der Kirche ausgetreten.
Erich Kästner
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30.11.2022 um 9:55 |
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Von Tanxxxxxxxxxx 242 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
Fischers Nachtgesang
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U U
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U U U U
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U U U U
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U U U U
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U U U U
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U U
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Christian Morgenstern
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30.11.2022 um 11:43 |
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Von Lilxxxxxxxxx 995 Beiträge bisher
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re: Gedicht des Tages
In Bayern war 1848 ein "Revolutiönchen", nämlich eine Bierrevolutionen.
In Wien und Berlin wurde dagegen richtig gekämpft, und viele gute Republikaner mussten auf den Barrikaden ihr Leben lassen.
In Baden dauerte der Bürgerkrieg sogar bis 1849, vom Deutschen Bund alarmierte preußische Truppen machten dann die Drecksarbeit für das Fürstenpack.
1. Wenn die Leute fragen,
Lebt der Hecker noch?
Könnt ihr ihnen sagen:
Ja, er lebet noch.
Refrain:
Er hängt an keinem Baume,
Er hängt an keinem Strick.
Er hängt nur an dem Traume
Der deutschen Republik.
2. FürstenBl** muß fließen
Knüppelhageldick,
Und daraus ersprießen
Die freie Republik.
Ja, dreiunddreißig Jahre
Währt die Knechtschaft schon
Nieder mit den Hunden
Von der Reaktion!
3. Schmiert die Guillotine
Mit Tyrannenfett!
Schmeißt die Konkubine
Aus des Fürsten Bett!
Ja, dreiunddreißig Jahre
Währt die Knechtschaft schon
Nieder mit den Hunden
Von der Reaktion!
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30.11.2022 um 21:59 |
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